Ethische Urteilsbildung

Im Ethikunterricht (und in der Ethik-Präsentationsprüfung im Abitur) geht es sehr oft darum, moralische Probleme zu untersuchen und Entscheidungen in Konfliktfällen begründen zu können.

Dies kann man erlernen und trainieren. Empfehlenswert ist es, sich auf dem Weg zur ethischen Urteilsbildung auf ein festes und verlässliches "Geländer" zu stützen.

Der folgende Vorschlag für ein solches "Geländer"  beruht (in vereinfachter Form) auf Heinz Schmidt, „Dimensionen ethischer Urteilsbildung“ in ders.,  Ethisch urteilen – moralisch handeln. Grundmodelle ethischer Urteilsbildung. Kurs Ethik. Frankfurt am Main (Diesterweg), 1997, S. 59f.

Ein ethischer Urteilsbildungsprozess umfasst analytische (sie betreffen „das, was ist“) und  konstruktive Schritte (sie betreffen „das, was sein soll“):

Analyse 

1.      Problemfeststellung: Worin liegt eigentlich das ethische Problem? (Warum könnte z.B. das Verreisen mit dem Flugzeug ein ethisches Problem bedeuten?) Hier müsst ihr lernen, alltägliche Zusammenhänge "durch die ethische Brille" zu sehen.

2.      Analyse der Situation: Ethische Probleme bestehen niemals im „luftleeren Raum“. Probleme stellen sich Personen (mit Erfahrungen, Hoffnungen, Ängsten usw.) in konkreten Lebenszusammenhängen (Familie, Beruf, Staat usw.). Wie sieht diese konkrete Situation aus?

3.      Verhaltensalternativen: Was könnte die betreffende Person tun? Versetzt euch in die Lage der Betroffenen. Meist gibt es übrigens bereits eine Form des Umgangs mit dem fraglichen ethischen Problem (zum Beispiel zum Schwangerschaftsabbruch).

 
Konstruktion 

4.      Auseinandersetzung mit ethischen Traditionen, Prinzipien und Denkmodellen: Was sagen Ethiker zu unserer Fragestellung? Hier sind eure Kenntnisse aus dem Ethikunterricht gefragt (in Gedanken "abzuklappern" sind z.B. die Position des Utilitarismus, im Gegensatz dazu diejenige Kants, sowie bei "schwierigen Fällen" diejenige der Diskursethik). Zur Beurteilung werden im Unterricht behandelte Normen wie z.B. Tugenden, Menschenrechte, kategorischer Imperativ herangezogen. Über die "ethischen" Prinzipien hinaus müsst ihr eventuell weitere (zum Beispiel religiöse) Traditionen berücksichtigen.

5.      Urteilsfindung und Entscheidung: Was soll nun (nach eingehendem Nachdenken über das Problem) getan werden? Auf der Basis der in der Analysephase betrachteten Aspekte müsst ihr nun einen Verhaltensvorschlag (vielleicht sogar eine Verhaltensregel) erarbeiten.

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