Christoph, Daniel, Jonathan und Vincent beim Kärcher-Ausbildungstag. Im Hintergrund der technische Ausbildungsleiter Hermann Trefz. Foto: Büttner/ZVW
Winnenden. Schüchtern betreten vier Jungs das „Experience Center“, in dem Kärcher seine Produkte präsentiert. Man kommt sich vor wie in einer heiligen Halle der Reinigungsgeräte. Lächelnd geht die 21-jährige Franziska Bucher auf sie zu und fragt, welche Ausbildung sie interessiert. „Eine kaufmännische“, sagt einer der vier. Da sind sie bei der angehenden Industriekauffrau richtig.
Nur sechs Jahre Altersunterschied trennen die Besucher, die sich auf die Suche nach einem passenden Ausbildungsberuf gemacht haben, und ihre Ansprechpartner bei Kärcher. „Wer im September 2018 seine Ausbildung beginnen will, ist jetzt rechtzeitig dran“, sagt Franziska Bucher. Viele der Gäste, die zwischen 13 und 18 Uhr das „Experience Center“ und danach die Ausbildungswerkstatt aufsuchen, sind 15 Jahre alt, bei einigen sind Vater oder Mutter mit dabei. Gelbe Warnwesten unterscheiden sie von den Azubis, die alle ein Poloshirt mit dem Aufdruck „Ich bin ein echter Kärcher-Typ“ tragen. Hinten stehen die Vorteile, die man als solcher genießt – von Eigenverantwortung bis Übernahmegarantie.
Praktische Fragen aus dem Alltag der Kärcher-Maschinenbauer
Erstmals haben zwei Projektgruppen aus Auszubildenden das Angebot organisiert. „Früher war es Bestandteil des Familien-Tags, aber wenn zu viele Leute da sind, bringt es wenig“, sagt der technische Ausbildungsleiter Hermann Trefz. Seine für die kaufmännische Ausbildung zuständige Kollegin Stefanie Joos freut sich, dass die jungen Leute gleich eigene Ideen hatten, was bei diesem Ausbildungstag gemacht werden kann – ein Schätzspiel zum Beispiel, wie viele Kunststoffgehäuse aus einem Bottich voller feiner Granulatkügelchen hergestellt werden können. Beim Schätzversuch kommt man mit praktischen Fragen aus dem Alltag der Kärcher-Maschinenbauer in Berührung und mit ihnen ins Gespräch. „Wir wollen die direkte Begegnung, nicht nur Anzeigen schalten“, sagt Personalchef Rüdiger Bechstein. „Wer bei dem Besuch – oder einem längeren Praktikum – hier ein gutes Gefühl hat, nette Leute kennenlernt und auch merkt, dass hier gelacht werden darf, der weiß, es passt menschlich und bewirbt sich bei uns.“
Kärcher bildet Techniker, Kaufleute und sogar Köche aus
Franziska Bucher hat sich erst bei Porsche für die Berufsausbildung interessiert und entdeckte dann, dass es sie auch in Winnenden gibt. „Meine Eltern sind Fans der Produkte, und als ich die Firma kennenlernte, fand ich sie einfach super.“ Nach dem Abitur war die 21-Jährige ein Jahr in Spanien, durch die Zusatzqualifikation Englisch, Spanisch und Außenhandel kann sie ihr Sprachtalent nun eng mit dem kaufmännischen Beruf verbinden. „Morgen fliege ich nach Madrid“, sagt sie voller Vorfreude auf den Auslandsteil ihrer Ausbildung.
Bewerberlage für Kärcher ist gut
Die Bewerberlage für Kärcher ist gut und nur in manchen Bereichen wie Kochlehrling für die Kantine dünn, so Bechstein. „Es verändert sich viel, wir testen neue Berufe, ob sie zu uns passen, und geben manche auf“, sagt der Personalchef. Ungebrochen aktuell sind Mechatroniker und Industriemechaniker. Wer sich dafür interessiert, schnuppert Ölgeruch in der Ausbildungswerkstatt und darf selbst Schaltungen stecken, Teile montieren oder sich von den Azubis eine CNC-Fräse zeigen und einen damit hergestellten Einkaufschip schenken lassen. Dominic Burann etwa, angehender Mechatroniker, zeigt eine Stempel-Anlage, die Kunststoff- und Metallteile per Sensor unterscheiden kann. „Ein Realschüler versteht das schon“, sagt er. Er ist glücklich in seiner Ausbildung – „aber ich hätte es toll gefunden, bei einem Tag wie diesem vorher zu erfahren, was auf mich zukommt.“ So konnte er sich als Abiturient lediglich im Internet informieren und das Gelesene mit seinen Interessen abgleiche.
(Quelle: Regina Munder, ZVW vom 20.05.2017)